
Die EM-Qualifikation geht in die nächste Runde! Beim Aufeinandertreffen der “Bad Boys” und dem WM-Dritten Slowenien sind alle Augen auf Sigurdsson-Nachfolger Christian Prokop gerichtet. Sport1 überträgt die Partie live ab 20 Uhr.
Aller Anfang ist schwer. Das musste Neu-Bundestrainer Christian Prokop bereits vor seinem Antritt als Trainer der deutschen Handballnationalmannschaft am eigenen Leib erfahren.
Denn bereits als die DHB-Führung Prokops Namen in die Runde der Nachfolger Dagur Sigurdssons warf, regte sich erster Widerstand.
Zuerst beim SC DHfK Leipzig, dem ursprünglichen Arbeitgeber des 38-Jährigen, welcher sich vom Vorgehen des DHB überrumpelt fühlte und um ihren Erfolgstrainer bangte.
Dann in weiten Kreisen der deutschen Handballszene, die vehement die mutmaßliche halbe Millionen Euro Ablösesumme, welcher der DHB an den SC DHfK zahlte, kritisierte.
Bereit das Erbe Sigurdssons anzutreten
In sportlicher Hinsicht hingegen spricht kein Handballexperte dem 38-Jährigen die Qualifikation ab, in die großen Fußstapfen Dagur Sigurdssons treten zu können.
Dazu muss man nur nach Leipzig schauen, wo Prokop eine junge, ambitionierte Mannschaft formte, die sich nach dem Aufstieg 2015 in der Bundesliga etabliert hat.
Vor der ungeheuren Erwartungshaltung schreckt der frischgebackene Bundestrainer ohnehin nicht zurück: "Ich habe den Auftrag bekommen, Deutschland in der Weltspitze zu etablieren. Das will ich schaffen." gibt sich Prokop vor seinem Pflichtspieldebut zuversichtlich und ehrgeizig.
“Keine Kopie von Dagur”
Auf seinem Weg diese Vorgabe zu erfüllen will sich Prokop von seinem Vorgänger Dagur Sigurdsson emanzipieren, schätzt jedoch gleichzeitig dessen Arbeit:
„Ein paar Sachen werde ich fortführen, aber ich habe natürlich auch meine eigene Vorstellung“, und stellt klar „Ich werde keine Kopie von Dagur sein, denn Kopien sind immer schlechter als das Original.“
Beim EM-Qualifikationsspiel in Ljubljana verzichtet er jedoch bewusst auf Experimente im Kader: "Eigene Vorstellungen stelle ich hinten an. Es geht jetzt darum, mit Altbewährtem erfolgreich zu sein", so Prokop.
Kühler Kopf im Hexenkessel
Und erfolgreich sein will der 38-Jährige nach seinem etwas holprigen Debut am Tag des Handballs (Eine Niederlage und ein Unentschieden gegen Schweden) um jeden Preis.
Teammanager Oliver Roggisch warnt jedoch vor der hitzigen Atmosphäre in der Arena Stožice, wo 10 000 Fans erwartet werden. "Dort kommt von den Zuschauern viel Druck auf den Gegner. Die Halle wird voll sein, es wird hitzig zur Sache gehen".
Dem ist sich auch Prokop bewusst: "Wir müssen es schaffen, eine variable und geduldige Spielanlage umzusetzen und gerade in kritischen Situationen kühlen Kopf zu bewahren. Der mentale Faktor wird eine riesige Bedeutung haben."
Kein Weinhold. Kein Häfner. Kein Problem?
Verzichten muss das deutsche Team bei der Feuertaufe Prokops auf die Rückraum-Asse Steffen Weinhold, Kai Häfner und Julius Kühn. Prokops taktische Finesse ist also von Anfang an gefragt. Viel wird auch vom wiedergenesenen Fabian Wiede abhängen.
Die Bilanz der “Bad Boys” gegen Slowenien sollte dem Bundestrainer zusätzlich Mut machen. Seit 11 Jahren verlor Deutschland kein Spiel mehr gegen Slowenien. Die letzten Vergleich gewannen die Deutschen im letzten Jahr bei der Europameisterschaft wie auch bei den Olympischen Spielen in Rio.
Sollte dies am Mittwoch und im Rückspiel drei Tage später in Halle/Westfalen ebenfalls gelingen, würden sich die “Bad Boys” vorzeitig das Ticket für die EM-Endrunde im Januar 2018 in Kroatien sichern.